Fotoabenteuer in Zagori, Griechenland
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Fotoabenteuer in Zagori – Griechenland

Vielleicht fragst du dich beim Betrachten dieses Fotos, warum die zwei Verrückten dort mit Stativ ins Wasser laufen? Es ging natürlich wieder einmal um die optimale Bildgestaltung und dafür probieren abenteuerlustige Fotografen kompromisslos alles aus. Wenn du weiterliest, erfährst du unten, was dabei heraus gekommen ist.

In diesem Jahr traf sich die Adventure Class im Oktober in den Bergen Nordgriechenlands, um eine Woche lang mit mir auf Fotoabenteuer Touren zu gehen. Davor waren wir schon gemeinsam in Griechenland bei Schluchten-Abenteuern (2022) und Vulkan-Abenteuern (2023) und auf Sardinien bei Grotten- und Klippen-Abenteuern (2024) unterwegs gewesen. Für dieses Mal hatte ich das Thema Flüsse und Schluchten Zagoris vorbereitet.

Die Region

Unser Ziel Zagori lässt sich geografisch, historisch, naturräumlich oder verwaltungsmäßig definieren. Je nach benutzter Definition ist Zagori dann etwas enger oder weiter gefasst. Geografisch liegt es in der nordwestgriechischen Region Epirus zwischen den Städten Ioannina im Süden, Konitsa im Norden und Metsovo im Südosten. 2023 wurde Zagori zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

Charakteristisch für die Zagori-Dörfer sind die aus dem lokalem Stein gebauten massiven, grauen Häuser, die grauen, steinernen Dächer, die engen Kopfsteinpflasterwege und die Steinbogenbrücken.

Vikos-Aoos-Nationalpark

Ein großer Teil Zagoris steht als Nationalpark Vikos-Aoos unter Naturschutz. Der Nationalpark umfasst eine Fläche von etwa 126 Quadratkilometern. Er wurde 1973 gegründet. Im Park gedeihen seltene und endemische Pflanzen, wie die griechische Pfingstrose und das Epirus-Veilchen, sowie eine reiche Tierwelt, darunter Braunbären. Die geologischen Highlights des Parks sind die Vikos-Schlucht und die Aoos-Schlucht, die von den Flüssen Aoos und Voidomatis geformt wurden.

Fotoziel Voidomatis

Unser erstes Ziel war der Voidomatis Trail, der zu Fuß von unserem Hotel aus zu erreichen war. Der Pfad zeigt auf 14 Infotafeln Details über das Leben und die Aktivitäten der nomadischen Jäger, die vor 17500-9500 Jahren hier mit Pfeil und Bogen unterwegs waren.

Der Voidomatis Trail hat eine Länge von 4 Kilometern, die Zeit für diese Strecke wird mit 2.5 Stunden angegeben. Aber nicht mit uns! Wer engagiert fotografieren will, kommt auf dem Pfad kaum von der Stelle. Mächtige, bizarr gewachsene Platanen säumen das Ufer. Einige stehen halb im Wasser. An manchen Stellen leuchtet das Wasser in satten Blautönen. Nach der nächsten Kurve spiegelt sich das Herbstlaub der Platanen und legt einen goldenen Schimmer auf die Wasseroberfläche.

Wie lässt sich das leuchtende Blau des Wassers einfangen?

Nach einer ersten Durchsicht der Bildergebnisse des Tages waren wir nicht so ganz zufrieden. Nicht immer war es gelungen, die Farbstimmung, die mit dem bloßen Auge so offensichtlich war, im Foto festzuhalten. Wie lässt sich das leuchtende Blau des Wassers mit der Kamera einfangen? Theoretisch war klar, dass das etwas mit der Perspektive, mit dem Winkel, unter dem die Kamera auf das Wasser schaut zu tun hat. Und natürlich auch mit der Tageszeit und der Lichtqualität. Wie gut, dass unser Hotel nah am Fluss lag. Dadurch konnten wir spontan auch noch ein zweites und drittes Mal an den Fluss gehen. Konnten den Effekt bei unterschiedlichen Uhrzeiten und Lichtqualitäten studieren um uns zu verbessern. Am Ende waren die Fotos, die bei Dämmerung mit dem letzten Tageslicht entstanden waren (s.o.) für uns die Interessantesten.

Insgesamt haben wir uns in unserem Hotel Spiridoula, in Klidonia sehr wohl gefüllt. Die ruhige Lage so nah am Fluss war ideal, abends konnten wir bei einem Alpha den Tag Revue passieren lassen und morgens hat uns Spiridoula mit einem feinen Frühstück für die Abenteuer des Tages gestärkt. Ralf formuliert es so: „Nette Menschen, gutes Essen, ein wunderschönes Hotel und eine großartige Landschaft – auch diesmal wieder habe ich mich in Griechenland willkommen gefühlt.“

Torsten fast es in einem weiteren Rahmen zusammen: „Wieder einmal durften wir die eindrückliche und ursprüngliche, schluchtige Berglandschaft des Pindosgebirges genießen und versuchen die herbstlich gefärbten Flussläufe auf unseren Wanderungen fotografisch einzufangen. Aufgrund der dünnen Besiedelung in kleinen Dörfern und der Abgelegenheit von den üblichen Touristenströmen ist dieser südliche Teil des Balkans für Naturliebhaber immer noch ein Kleinod und wird es wohl auch noch einige Zeit bleiben, was Raum lässt für die traditionellen Speisen, Ortsbilder, Tavernen unter Platanen und Handwerke. Wir konnten diese Tage im Freien und in unserem familiären und großzügigen Familienhotel sehr genießen.“

Fotoziel Aoos-Schlucht

Der Aoos kommt aus dem Osten des Pindosgebirges und bildet die Nordgrenze Zagoris. 10 Kilometer vor Konitsa zwängte sich der Fluss vor zwei Millionen Jahren zwischen den Bergen Tymfi und Trapezitsa hindurch und schuf so die Aoos-Schlucht. Danach dehnt sich der Fluss in de Ebene von Konitsa aus. Er vereint sich dort mit dem Voidomatis und fliesst durch Albanien in die Adria.

Am südlichen Flussufer beginnt bei der großen Steinbogenbrücke von Konitsa ein 5 Kilometer langer Weg durch die langsam enger werdende Schlucht. Die Tour begeisterte uns gleich am Start mit aufwallendem, von der Sonne gebrochenem Nebel. Immer wieder gibt es Zugänge ans Wasser und auf die Kiesbänke. Endpunkt ist das Kloster Panagia Stomiou, welches auf einem Berg innerhalb des Tals liegt. Die Laufzeit bis zum Kloster wird mit 2.5 bis 3 Stunden angegeben. Das war aber für uns vollkommen unrealistisch, weil der Fluss und die Schlucht alle paar Schritte neuen Fotomotiven bereithielten. Wir sind nie am Kloster angekommen!

Fotoziel Vikos Schlucht

Auf einer Infotafel wird für die Vikos-Schlucht eine Tiefe von 900 Metern genannt. Aber je nach Quelle differieren die Angaben über die maximale Tiefe der Schlucht zwischen 600 und 1000 Meter. Wie es sich anfühlt, von oben in eine so tiefe Schlucht hineinzuschauen konnten wir am Rand des gleichnamigen Ortes Vikos testen. Das kleine, auf 770 Metern Höhe gelegene Dorf hat spektakuläre Aussichtspunkte auf die Schlucht. Ein Pfad soll uns hinunter, zu den Quellen des Voidomatis, führen.

Unten dann die Überraschung: Das Flussbett war komplett ausgetrocknet. Das leuchtend blaue Quellwasser, das ich in den Jahren zuvor dort um die gleiche Jahreszeit fotografieren konnte, war verschwunden. Die dynamischen Formen entlang des leeren Flussbetts vermittelten uns einen intensiven Eindruck von der Kraft, die das Wassers dort entfaltet hatte.

Das visuelle Erlebnis beim Blick in die tiefe Vikosschlucht ist gewaltig, die fotografische Umsetzung schwierig. Ralf beschreibt das so: „Die Wanderungen über Berge und durch Schluchten waren anstrengend, aber gut zu schaffen – die Herausforderung war für mich diesmal die Fotografie. In den Schluchten empfand ich die Lichtverhältnisse oft als ganz schwierig mit wenig Licht oder extremen Kontrasten. Und in der Höhe Ausblicke, die man kaum mit den Augen erfassen konnte. So hab ich mir öfter mal die Frage gestellt, wie man ein Foto machen kann, welches diesen grandiosen Eindruck zumindest ein wenig an den Betrachter übermitteln kann, denn das ist ja eigentlich mein Ziel.“

Ralf fasst unser Dilemma mit dem Licht und der Perspektive präzise zusammen. Eine Strategie war, vor Ort mit unterschiedlichen Brennweiten zu arbeiten. Die beiden Aufnahmen über diesem Absatz – vom gleichen Platz aus fotografiert – geben ein Beispiel. Ich finde es manchmal auch gut, Menschen mit ins Bild zu nehmen um ein Gefühl für die Größe und Tiefe zu vermitteln.

Fotoziel Bogenbrücken

Die steinernen Bogenbrücken zählen zu den eindrucksvollsten Zeugnissen traditioneller Bau- und Handwerkskunst der Region. 53 Bogenbrücken wurden gezählt, zu den bekanntesten gehören die Brücke über den Aoos bei Konitsa (1871), die Brücke über den Voidomatis bei Klidonia (1853) und die dreibogige Kalogeriko-Brücke (1814) bei Kipi. Am Dorfausgang von Kipi liegt die Petsioni-Brücke (1830). Sie ist eingebettet in die üppig grüne Vegetation, was ihr etwas Verwunschenes gibt. Dieser Eindruck wird im Foto noch einmal verdoppelt, wenn es gelingt, auch die Spiegelung im Wasser einzufangen.

Die folgenden Informationen sind einer Infotafel vor der Kalogeriko-Brücke entnommen: Die Baumeister aus Epirus waren in ganz Griechenland und darüber hinaus berühmt. Diejenigen, die sich und ihr Team auf den Bau von Brücken spezialisiert hatten, wurden Kioproulides = Brückenleute genannt. An der Spitze eines Brückenbauer-Teams stand der Protomastoras, der als Architekt für das Design der Brücke zuständig war. Die nächsten in der Team-Hierarchie waren die Stein- und Zimmerhandwerksmeister, ihnen unterstanden die Arbeiter im Team, die die Steine zusammenfügten. Der Bau wurde von beiden Seiten begonnen und die Brücke war vollendet, wenn der letzte zentrale Stein = Schlüsselstein am obersten Punkt eingesetzt werden konnte.

Die Konitsa Brücke

Von unserem Hotel Spiridoula aus waren wir schnell in Konitsa, dem nächstgelegenen Ort mit Einkaufsmöglichkeiten, Bäckereien und einer guten Auswahl an Tavernen. Die Steinbrücke von Konitsa wird auf einer Infotafel als eine der größten einbogigen Brücken des Balkans beschrieben. Sie überspannt seit 1871 den Fluss Aoos am Eingang zur Aoos-Schlucht. Die Menschen auf den Fotos stehen in Relation zu 20 Metern Höhe und 40 Metern Spannweite.

In der Mitte des Bogens entdeckten wir eine kleine Glocke. Die Infotafel erklärt, was es damit auf sich hat: Sie läutet, wenn ein starker Wind geht und warnt damit die Menschen, dass die Überquerung der Brücke gefährlich wird. Der Blick auf die Schlucht im Hintergrund macht die Brücke zu einem spannenden Fotothema am Tag und zur Blauen Stunde. Die Blaue Stunde Fotosession wurde uns von einer Gruppe durchreisender Biker bereichert, die zu einem kurzen Bad in den Fluss stürmten. Die Spiegelung der Brücke im Wasser haben sie uns nicht verwirbelt. Denn das Wasser war so kalt, dass sie sehr schnell wieder draußen waren.

Fotoziel Nerotrivi

Im wasserreichen Pindosgebirge gab es entlang der Flüsse viele vom Wasser angetriebene Mühlen. Die Geschichte der Steinbogenbrücken Zagoris ist mit der der Wassermühlen verwoben. Betreiber und Kunden waren auf die Brücken angewiesen, weil sie den Zugang zu den Mühlen ermöglichten. „Jedes Jahr, wenn das Wetter wärmer wird und es aufgehört hat zu regnen, bringen wir die Teppiche in die Nerotrivi.“ So beginnt ein Bericht auf Naturally Zagori über diese alte Tradition in Griechenland und speziell im wasserreichen Epirus.

Die Nerotrivi, das ist eine Walkmühle, die in Verbindung mit einem whirlpoolartigen Wasserbecken auch zur Teppichpflege verwendet wird. Am Rande von Kalpaki verbanden wir einen Besuch im Nerotrivi-Restaurant mit einer Nerotrivi-Fotosession. Um uns herum hingen bunte Teppiche zum Trocknen wie Farbkleckse in der Landschaft.

Hier trocknen die Decken und Teppiche

Parallel zum Reinigen von Teppichen und Decken ist der Walkmühle oft auch noch eine Getreidemühle und eine Forellenzucht angegliedert, heißt es in dem oben zitierten Bericht. Das mit den Forellen können wir nach dem Besuch des Nerotrivi-Restaurants bestätigen :-).

Resümee

Zagori ist eine Region Griechenlands, in der es viel zu entdecken gibt. Die traditionellen Steindörfer, zahlreiche Klöster, Brücken und historische Pfade belegen die lange Geschichte und die handwerklichen Traditionen der Region. Schäden durch touristische Übernutzung (Tritterosion, Müll, Verkehrschaos) sind uns nicht ins Auge gesprungen. Stattdessen fanden wir viele gut markierte Wanderwege, an den Einstiegspunkten Tafeln mit Infos zu den Brücken, zu Flora, Fauna, Geologie und Geschichte der Region.

Peter fasst seine Eindrücke folgendermaßen zusammen: „Die Adventure Class – jedes Jahr wieder ein Highlight. Fremde Landschaften abseits des touristischen Mainstreams kennenzulernen und das Besondere der Landschaften fotografisch darzustellen ist eine spannende Aufgabe. Dir, liebe Michaela, ganz herzlichen Dank für die Woche im Zagorochoria.“ Ralf formuliert sein Resümee so: „Dank der guten Vorbereitung durch Michaela haben wir die Zeit und das Wetter optimal genutzt. Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß und es ist eine große Vielfalt an Bildern entstanden. Vielleicht war es nicht ganz so „abenteuerlich“ wie in den vergangenen Jahren, aber für mich eine rundum gelungene Foto-Woche.“

Hier nun zum Abschluss eine Fotoabenteuer-Galerie mit einigen Bildergebnissen der diesjährigen Adventure Class. Über deinen Kommentar freuen wir uns!

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5 Kommentare

  1. Hallo Michaela,
    was für ein schöner Reisebericht!
    Es macht Spaß, ihn zu lesen und es kommt sowohl durch den Bericht als auch durch die Vielfalt der Bilder richtig gut rüber, in was für einer tollen Gegend wir unterwegs waren und wie viel wir in dieser kurzen Zeit erlebt haben.
    Viele Grüße
    Ralf

  2. Συγχαρητήρια για τις καταπληκτικες φωτογραφίες σας.
    Αποτυπωσατε τέλεια την περιοχή μας μέσα από το φακό σας αλλά και η περιγραφή σας είναι εξίσου εξαιρετική!!!
    Σπυριδούλα.
    Ξενοδοχείο Σπυριδούλα.
    Κλειδωνιά Ιωαννίνων.
    Γέφυρα Βοϊδομάτη.

    1. Wie schön. Der erste Kommentar zu einem Fotoblog-Bericht auf griechisch!
      Hier meine Übersetzung für euch:

      „Herzlichen Glückwunsch zu Ihren fantastischen Fotos.
      Sie haben unsere Gegend perfekt durch Ihre Objektive eingefangen und Ihre Beschreibung ist ebenso hervorragend!!!
      Spiridoula
      Hotel Spiridoula, Klidonia, an der Brücke über den Voidomatis“

      Vielen Dank Spiridoula! Wir freuen uns über diesen Kommentar.
      LG Michaela

  3. Guten Morgen allen Griechenland-Abenteurern und der Abenteuerin Michaela!
    Wieder sind euch herrliche und ausdrucksstarke Fotos eurer Unternehmung gelungen.
    Ich kann mich sehr gut hineinversetzen, wie ihr versucht habt, die Magie der Flüße einzufangen
    oder die Steinzeugen der Landschaft ins rechte Licht zu rücken.
    Gerne wäre ich dabei gewesen.
    Herzliche Grüße
    Euer Bernhard

    1. Lieber Bernhard,
      vielen Dank für dein Feedback. Es freut mich, dass du dich mit dem Bericht und den Fotos in die Abenteuer-Woche in Griechenland hineinversetzen konntest.
      LG
      Michaela

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