Der Schmetterlingsgarten im Limbara auf Sardinien
Die Granitberge des Limbara überragen im Nordosten Sardiniens zwischen Tempio Pausania und Berchidda mit ihrem charakteristischen Zacken-Profil die vom Weinanbau und Korkeichen geprägte Kulturlandschaft. Auf dem Gebiet der Gemeinde Berchidda erstreckt sich von 300-1336 m.ü.N.N. der Staatsforst (Foresta Demaniale) Limbara Süd. Dort befindet sich der Giardino delle Farfalle – wörtlich übersetzt Schmetterlingsgarten. Ich finde allerdings, dass „Garten“ für diese großartig durchdachte, weiträumige Anlage etwas zu kurz greift. Es ist eine Naturoase für Schmetterlinge und Schmetterlingsliebhaber. Im Juni war Peter aus Leonberg angereist, um zusammen mit mir an diesem Ort eine Woche lang Schmetterlinge zu fotografieren. Wir waren beide von den Erlebnissen dieser Woche so begeistert, dass wir noch vor Ort vereinbarten, darüber gemeinsam einen Bericht für dieses Fotoblog zu verfassen um unsere Erfahrungen weiter zu geben.


Vielleicht fragst du dich jetzt, wo genau dieses Paradies für Schmetterlingsfotografen und -fotografinnen liegt und wie du dort hin kommst? An der Verbindungsstraße Olbia – Sassari ist die Ausfahrt nach Berchidda ausgeschildert. Berchidda ist ein Bergort am Hang des Limbara mit rund 2600 Einwohnern, das durch das Time in Jazz-Festival mit internationalen Künstlern eine gewisse Bekanntheit erlangt hat. Die Hinweisschilder Monte Limbara führen dich durch den Ort und etwa drei Kilometer weiter bergauf in den Bergwald hinein. Weitere Schilder weisen den letzten Teil des Weges auf nicht asphaltierter Straße zum Giardino delle Farfalle, vor dessen Toren das Auto geparkt werden kann.
Was erwartet den Besucher im Schmetterlingsgarten?


Der Garten ist mit Bäumen, Sträuchern und Blumen so gestaltet, dass die Besucher frei fliegende Schmetterlinge an ihren Saft- und Nektarpflanzen oder bei der Eiablage an den Raupenfutterpflanzen beobachten können. Schautafeln vermitteln Wissen über die Arten und ihre Lebensraumansprüche. Ein kleiner Fluss fließt in einem Einschnitt, diese Mini-Schlucht teilt die Anlage in zwei Hälften. Im oberen Teil befindet sich auch eine Obstbaum-Sammlung und ein Gewächshaus.


Das Limbara bewahrt eine reiche Flora und Fauna
Dass es hier so viele Schmetterlinge gibt, bestätigt den intakten, reichen Naturraum des Gebietes, lese ich vor Ort. Lerne auch, dass in einige wissenschaftlichen Pflanzennamen Limbarae = „aus dem Limbara“ eingegangen ist. Mit anderen Worten, das Limbara bewahrt eine reiche Flora und Fauna. Ein Teil davon sind die vielen, dort vorkommenden Schmetterlingsarten. Einige sind endemisch, kommen also nur auf Sardinien (bzw. z.T. auch auf Korsika) vor. „Um diesen wertvollen Naturreichtum zu schützen wurde 2009 auf dem Gelände der alten Gärtnerei der Schmetterlingsgarten realisiert.“ (Zitiert nach der Broschüre Guida alla scoperta, Sardegna Foreste). Weiter heißt es in dieser Broschüre, Ziel der Anlage sei es, über Schmetterlinge zu informieren und für ihren Schutz zu sensibilisieren.

Diese Tafel im Schmetterlingsgarten benennt 13 auf Sardinien (bzw. z.T. auch auf Korsika) endemischen Schmetterlingsarten.
Hier die Abschrift:
- Eucloe insularis
- Lasiommata paramegaera
- Aglais ichnusa
- Hipparchia aristaeus
- Hipparchia neomiris
- Zygaena orana
- Zygaena corsica
- Argynnis elisa
- Pseudophilotis barbagiae
- Maniola nurag
- Danaus chrysippus
- Papilio hospiton
- Coenonympha corinna
Bei einem Gespräch mit dem Betriebsleiter von der Agenzia Foresta erfuhren wir, dass es im Limbara Süd noch viel mehr zu entdecken gibt. Wanderwege führen im unteren Bereich des Staatsforstes durch mediterrane Macchia mit Zistrosen, Lavendel, Thymian, Ginster und weiter oben durch Steineichenwald mit Erdbeerbäumen, punktuell auch Zitterpappeln. Ein Lebensraum für Wildkatzen, Marder, Hirsche und Mufflons und seltene, z.T. endemische Pflanzen. Ein Wanderweg verbindet den Schmetterlingsgarten mit einem Arboretum-Besucherzentrum. Hier können sich die Besucher über die Bäume Sardiniens und über alte Obstsorten informieren. Entlang eines anderen Themen-Weges gibt es Informationen zu den im Forst wieder angesiedelten Mufflons. Das alles haben wir bei unserem Besuch – total auf Schmetterlinge fokussiert – gar nicht erkundet. Es gibt also noch viel zu entdecken. Ich werde sicher wieder kommen. Wir bedanken uns bei den hilfsbereiten, freundlichen Gartenmitarbeitern und dem Betriebsleiter für die informativen Gespräche!
Entspanntes Fotografieren in einer Naturoase
Das Besondere an diesem Ort war für uns, dass es a) sehr viele Schmetterlingsarten gibt, von denen einige b) auch mit großer Individuenzahl vertreten sind. Ideal waren die vielen schattigen Sitzplätze um zwischendrin kurz innezuhalten und die Fotoausbeute im Kameradisplay durchzuschauen. Peter hatte sich gewünscht, zumindest einmal einen Erdbeerbaumfalter vor die Linse zu bekommen. Dieser Wunsch wurde ihm gleich am ersten Tag übererfüllt, als wir zwei Tiere ruhig an einem Baum sitzen sahen. Sie nutzen offensichtlich gezielt kleine Verletzungen der Rinde, um mit ihrem Rüssel Saft zu saugen. In den Folgetagen sahen wir sie dort so häufig, dass wir am Ende dafür gar nicht mehr zur Kamera griffen.

Übernachtungstipp
Sehr wohl gefühlt haben wir uns in unserem schönen Übernachtungsquartier, dem B+B San Michele. Es liegt einsam und romantisch 7 km außerhalb von Berchidda, nahe der namensgebenden Feldkirche San Michele. Durch die absolut ruhige Lagen war dies für uns zum Ausruhen und zur Bildsichtung ein idealer Rückzugsort.

Der Weg zu neuen Bildideen
Manch einer mag jetzt vielleicht denken „wie verrückt muss man sein, um sechs Tage hintereinander immer wieder an den selben Ort zurückzukehren um Schmetterlinge zu fotografieren?“ Wir sahen darin die Gelegenheit, uns Tag für Tag weiterzuentwickeln. Den Vormittag nutzten wir zum Fotografieren, in der Nachmittagshitze zogen wir uns in die Räume unseres B+B San Michele zurück, um die Fotos vom Vormittag am Rechner zu sichten und ansatzweise zu bearbeiten. So konnten wir schon am Abend die Ergebnisse des jeweiligen Tages reflektieren und gemeinsam über Verbesserungsmöglichkeiten bei einigen Aufnahmen, neue Strategien und neue Bildideen nachdenken. Einer unserer Klassiker auf der ToDo-List für den nächsten Tag war: „ich will mehr darauf achten, dass der Bildhintergrund sich ruhig und harmonisch um den Schmetterling fügt“.

Zum Teil konnten wir die neuen Ideen dann am nächsten Tag tatsächlich umsetzen. Andere blieben in einem Anfall von „Jagdfieber“ beim Anblick der vielen Schmetterlinge auf der Strecke. Diese kamen dann am übernächsten Tag wieder auf die Tagesordnung. Am Ende fanden wir beide, dass sechs Fototage bei dieser Herangehensweise gerade mal eben so ausreichend gewesen waren.
Nachdem das ansprechende Porträt einer Art mit ruhigem Hintergrund realisiert war, versuchten wir neue, schwierigere Bildideen anzugehen. Tiere im Flug, zwei oder mehr Tiere im gleichen Schärfentieferaum, Interaktion. Besonders interessant fanden wir die kleinen Dramen und Begegnungen im Blütenmeer. Hat der Bläuling die lauernde Krabbenspinne bemerkt? Die Macht des Stärkeren, wenn die im Vergleich wuchtige Holzbiene den zarten Schmetterling von einer Blüte verdrängt. Störenfriede, die sich bei einer Paarung einmischen. Sobald man genauer hinsieht, hält die Natur unendlich viele Geschichten bereit.

Strategien bei der Bildgestaltung
Hier einige Gedanken von Peter: Landschaftsfotografen wissen es – durch die Verwendung eines Stativs gelingt eine bessere Bildgestaltung. Wieso eigentlich? Weil das Stativ zum langsameren und damit bewussten Fotografieren zwingt. Die Platzierung des Vordergrunds im Ausschnitt der Landschaft, der fotografiert wird, lässt sich durch die Wahl des Standorts des Stativs gezielt beeinflussen und führt so zu einem besseren Bildaufbau.
Bei der Fotografie von Schmetterlingen ist dies wesentlich schwieriger, da Schmetterlinge, sofern sie überhaupt still auf einer Blüte sitzen, dies nie lange tun. Also Kamera runter vom Stativ und mehr oder weniger hektisch versucht, den Schmetterling auf der Blüte einzufangen. Eine andere Strategie besteht darin, das Stativ aufzubauen, den Bildausschnitt, sprich: den Hintergrund zu optimieren und zu warten, bis sich ein Schmetterling wie gewünscht, auf der Blüte niederlässt. Diese Strategie hat jedoch nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn es an dem Ort viele Schmetterlinge gibt. Und auch in diesem Fall wird die Geduld des Fotografen/der Fotografin oft auf eine harte Probe gestellt.

Ein solcher Ort ist der Schmetterlingsgarten in Berchidda. Die gezielte Bepflanzung mit Raupennahrungspflanzen und Nektarpflanzen für die Schmetterlinge führt zu einer hohen Anzahl an Individuen. Beliebte Nektarpflanzen sind Lavendel, Mittagsblume und Margeriten für Bläulinge sowie Strohblumen und Wandelröschen für verschiedene Edelfalter und den Schwalbenschwanz. Hier flattert es in Hülle und Fülle und die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Schmetterling auf einer bestimmten Blüte niederlässt, ist höher als anderswo. Anfangs führt die Anzahl der Schmetterlinge beim Fotografieren zu einer Reizüberflutung, aber wenn diese Anfangsphase überwunden ist, kann man sich auf die Bildgestaltung konzentrieren.
Zum Abschluss nun eine Galerie mit unseren Lieblingsfotos vom Juni 2025 aus dem Schmetterlingsgarten. Wir freuen uns über einen Gedankenaustausch mit deinen Fragen oder Kommentare zu einzelnen Bildern!
Quante farfalle!!
non sapevo di questo posto.
grazie.
Bellissimo articolo e descrizione,
soprattutto stupende foto.
complimenti anche per la pazienza e la perseveranza anche a portare il treppiede (con questo uesto caldo)
Ma si sa per portare a casa foto così oltre la bravura ci vuole tanto impegno e tu hai queste doti.
complimenti ancora Michela.
Vittoria
Grazie mille, Vittoria! Sì, il treppiede a volte è fastidioso, ma fa la differenza, soprattutto per le piccole specie di farfalle.